Donnerstag, 29. Juli 2010                                                            Sonnenschein, warm

Gegen 1.30 Uhr bleibt der Zug für etwa 90 Minuten auf freier Strecke stehen, warum auch immer und um 2.30 Uhr erreicht er mit Gillham die größte Indianersiedlung, die ein paar Tausend Einwohner hat. Danach wird es dann ruhiger und wir schlafen bis etwa 7.00 Uhr ganz gut. Die Stopps auf der Strecke sind in der Fahrzeit anscheinend einkalkuliert, denn, welch Wunder, wir erreichen Churchill gegen 11.15 Uhr, also fast genau 18 Stunden nach unserem (um vier Stunden verspäteten) Start. Diese Unpünktlichkeit ist hier jedoch anscheinend normal und alle würden sich wundern, wenn der Zug einmal „on time“ wäre.

Da  wir niemanden finden, der uns abholt (wie eigentlich versprochen), machen wir uns zu Fuß auf den Weg zu unserer Pension. Da Churchill eine „Weltstadt“ mit 800 Einwohnern und einer Hauptstraße ist, ist das auch kein großes Problem. Nach fünf Minuten erreichen wir die angegebene Adresse, als gerade ein Wagen aus der Garage fährt. Stella und George, unsere Gastgeber wollten gerade los, um uns abzuholen. Sie hatten bei der Bahn angerufen und man sagte ihnen, der Zug käme um 12.00 Uhr. Es ist ihnen sehr unangenehm, dass wir laufen mussten und sie entschuldigen sich vielmals dafür. Sie zeigen uns unser Zimmer und anschließend fährt uns George zu einer ersten Orientierungstour durch den Ort. Es dauert etwa 30 Minuten und dann haben wir eigentlich alles gesehen.

Da er uns auch die Büros der Tour-Unternehmen zeigt, können wir anschließend ganz gezielt zum Veranstalter der Tundra Buggys gehen. Wir haben uns entschlossen, diese Tour zu buchen, da es ja die Chance (wenn auch nur eine kleine) gibt, Eisbären zu sehen. Sie geht morgen von 9.00 bis 17.00 Uhr und kostet 170 Dollar pro Person. Anschließend buchen wir dann für Samstagmorgen eine dreistündige Walbeobachtungstour (für 90 Dollar pro Person), ehe wir in einem kleinen Kaffee, das wir schon im Zug empfohlen bekamen, etwas zu Mittag essen. Wir hoffen, dass sich beide Touren lohnen, denn es ist schließlich viel Geld. Allerdings gibt es natürlich keine Gewähr, denn man muss natürlich Glück haben, um die Tiere (besonders die Bären) zu sehen.

Nach dem Essen schauen wir uns zunächst die Ausstellungen der Ranger am Bahnhof und dann das Eskimomuseum an. Beides ist wieder einmal sehr gelungen, wobei uns besonders die präparierten Eisbären beeindrucken. Sie sind einfach riesig, da kommt selbst ein Grizzly nicht mit.

Dann machen wir, übrigens bei herrlichem Sonnenschein und sicher über 20°C, einen Spaziergang zum Cap Merry. Es liegt etwas außerhalb und mir ist schon ein bisschen mulmig, denn überall stehen Schilder, dass man auf Eisbären aufpassen muss. In der Stadt gibt es eine Bärenpolizei, die 24 Stunden patrouilliert und einen Warnschuss abgibt, wenn ein Bär gesichtet wird. Wir wandern bis direkt zur Hudson Bay und können direkt vom Ufer aus ganz viele Beluga Wale sehen. So viele Wale haben wir noch nie auf einem Fleck gesehen und schon gar nicht vom Ufer aus! Es scheint also wahr zu sein, dass 3000 Wale hier sein sollen. Abends gehen wir dann Essen und spielen Jambo. Wir dürfen dies in der Küche von unseren Gastgebern tun, die uns auch ihr Wohnzimmer anbieten. Sie sind sehr nett und den Verdienst, den sie mit der Zimmervermietung machen, kommt ihrer Kirche zu gute (er ist der Pfarrer dieser Kirche).